rotes Fragezeichen Partytime mit Freunden, Bekannten und Unbekannten. Einer der Gäste kommt auf mich zu: „Du machst Aikido, wie ich gerade hörte? Ich habe davon zwar mal was gelesen, aber so recht etwas darunter vorstellen, kann ich mir nicht wirklich. Was ist das eigentlich?“ –

Mit solchen oder ähnliche Fragen wurde ich in meiner frühen Aikidovergangenheit des öfteren und wenig vorbereitet konfrontiert. Wie wahrscheinlich viele andere Aikidoübende auch. Eine gute und verständliche Antwort darauf zu geben, fiel mir anfangs schon recht schwer.

Da flutete in meinem Kopf alles zusammen: meine damals noch sehr bescheidenen Trainingserfahrungen, die ungemein beeindruckenden Demonstrationen der japanischen Meister sowie ihre Unterweisungen bei Lehrgängen und im Dojo von Asai Sensei; die eigene Erwartungshaltung und obendrein noch diese Unschärfe zur charismatischen Lichtgestalt des Begründers.

Daraus eine Antwort zu formulieren, die den Fragenden zufriedengestellt und vielleicht sogar neugierig gemacht hätten auf mehr, war mir kaum möglich.

Später habe ich mich darauf beschränkt, Aikido als etwas ähnliches wie Judo, Ju Jutsu mit ein bisschen Stock- und Schwertkampf zu beschreiben. „Aha, ihr lauft also auch in so weißen Anzügen rum!?!“ – „Jau.“ Zumindest war im Kopf meines Gegenübers ein Bild entstanden, welches in eine Richtung wies, das ich hätte aufgreifen können. Aber bei solchen Gelegenheiten wendet sich die Aufmerksamkeit schnell wieder anderen Dingen zu.

Und dann habe ich mich leider auch einmal dazu hinreißen lassen, die Besonderheit des Aikido im Vergleich zu den anderen Kampfkünsten und Kampfsportarten mit dem Begründer als einen religiösen und spirituellen Menschen in Verbindung zu bringen. Vielleicht war ich in diesem Moment auch etwas zu euphorisch abgehoben. „Ach so“, war dann die etwas pikierte Antwort, „dann seid ihr also so was wie eine Sekte?“. Nun ja, wie eine Sekte in der religionskritischen Betrachtung definiert wird, war mir nicht ganz unbekannt. Aber das konnte ich mit meinem gelebten Dojoalltag nun wirklich nicht in Einklang bringen. Die Arroganz, die mir in dieser Antwort entgegenschlug, habe ich damals vollkommen unaikidomäßig zurückgegeben.

Heute ist Aikido in weiten Teilen der interessierten Bevölkerung zumindest soweit angekommen, dass Attribute wie „elegante Selbstverteidigung“, „interessanter Sport auch für Frauen und Kinder“, „sowas ähnliches wie Tai Chi, nur dynamischer“, oder auch „Sport mit philosophischem Anspruch“, ein Gespräch in Gang kommen lassen.

Meine heutige Antwort auf die oben gestellte Frage ist folgende: „Aikido ist die evolutionäre Weiterentwicklung mittelalterlicher Kampfmethoden/Kriegskünste der japanischen Samuraikrieger für die Zivilgesellschaft unserer Zeit.“

Die häufigste Antwort: „Aha! Sehr interessant.“

Vielleicht hast du ja auch eine Frage, die du gerne mal loswerden willst.
Stell sie einfach, schreib sie in den Kommentar.

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